Tambouren

50 JAHRE TAMBOURENVEREIN WÄDENSWIL – EINE ERFOLGSGESCHICHTE

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2012 von Walter Tessarolo

Dass ein ehemaliger Kadetten-Tambour und nicht mehr aktiver Trommler den offiziellen Auftrag erhält, die Geschichte eines der innovativsten Vereine der Stadt Wädenswil zu schreiben, ist Würde und Bürde zugleich. Kann man, als nicht dem «Inner Circle» des Vereins Angehörender, dieser grossen Aufgabe gerecht werden? Ich wage den Versuch! Die folgende Vereinsgeschichte soll nicht bloss ein chronologischer Ablauf des Geschehens der vergangenen fünfzig Jahre darstellen, sondern ein lebendiges Bild eines jung gebliebenen Jubilars vermitteln. Die Quellen dazu stammen aus den Fotoarchiven von Prof. Dr. h.c. Peter Ziegler, von Aktiven, Ehemaligen, von Gert Kraft und aus eigenem Archiv. Im Weiteren leisteten die diversen Chroniken, Zeitungs- und Erlebnisberichte von Aktivtambouren wertvolle Dienste.

URSPRUNG DES WORTES «TAMBOUR»
Das Wort Tambour benannte ursprünglich eigentlich nicht den Trommler, sondern ein Instrument, nämlich eine Art Schlagzitter. «Tambour» wird vom arabisch-persischen tanbúr (sprich tambür) abgeleitet. Die Franzosen übernahmen das Wort und änderten es französisch zu Tambour. Jetzt bezeichnete es eine Handtrommel (Tamburin). Im Mittelalter wurde das Wort in grossen Teilen Europas aus dem Französischen entlehnt: Tambúr. Der Schlegel hiess Tambúrer. Im 17. Jahrhundert wurde der Name des Instrumentes dann auf den Trommler selbst bezogen. Auch im brandenburgischen Heer um 1650 verdrängte der französische Name «Tambour» die deutsche Bezeichnung «Drommelschläger». Fortan sprach man nur noch vom Tambour, und wie im Lied «Ich hatt’ einen Kameraden» beschrieben, war es anfangs die Aufgabe des Trommlers, die Krieger zum Streite zu rufen.

VERSCHIEDENARTIGE TROMMELSCHULEN
Fast wäre man geneigt zu behaupten, dass zu Beginn des Trommelwesens fast durchwegs nur gewirbelt wurde, um die Reisläufer unter die Fahne zu rufen. Gesichert ist aber, dass es vor allem die alten Eidgenossen waren, die das Trommeln als Verständigung in der Schlacht, aber auch als hörbares Zeichen für die Änderung der Kampfstrategie benutzten. Da sich dieses Trommeln bald zu einer eigenen Sprache entwickelte, erstaunt es auch nicht, dass sich in der Folge in der Schweiz verschiedene Trommelschulen mit eigenen Grundlagen entwickelten. Zu nennen wäre hier die Ordonnanzschule, welche in der Armee gelernt wird und die eigentliche Grundlage des modernen Trommelns bildet. Völlig eigene Grundlagen werden in den Basler Trommelschulen gelernt, deren Klänge das Herz des Trommel- und Pfeifenspielliebhabers an jeder Basler Fasnacht höher schlagen lässt. Nicht zu vergessen seien hier die Schwyzer Nüssler und die Walliser Tambouren und Pfeifer von Guttet-Feschel. Es ist gerade diese Vielfalt an Interpretation und Kreativität, die die Schweizer Trommelszene so einzigartig macht.
Bald aber zeigte sich, dass nicht nur «gewirbelt» werden konnte. Märsche und andere Kompositionen wurden geschrieben und so, wie der Schütze mit dem Gewehr, massen sich die Tambouren mit ihren Instrumenten im friedlichen Wettstreit, um den besten Trommler zu erküren. Diese Tradition hat sich bis in die Gegenwart in Form von Eidgenössischen Tambouren- und Pfeifer-, Unterverbands- und Kantonalen Anlässen erhalten.

DIE WURZELN DES TROMMELNS IN WÄDENSWIL
Das gepflegte Trommelspiel weist in Wädenswil eine über 150 Jahre alte Tradition auf. Dass die Wurzeln des Tambourenvereins Wädenswil im 1853 gegründeten Kadettenkorps Wädenswil liegen, wurde schon verschiedentlich erklärt und kommentiert. Ebenso ist dem kundigen Leser bekannt, dass bereits im Folgejahr nach der Gründung des Kadettenkorps vier Trommeln angeschafft wurden. 1888 übernahm der Coiffeur Heinrich Funk die Ausbildung der Kadetten-Tambouren und amtete in dieser Funktion während rund vierzig Jahren. Damit war der Grundstein für die Tradition des gekonnten Trommelspiels in Wädenswil gelegt.
Den Unterlagen des Korpsarchivs sind einige köstliche Episoden zu entnehmen. So vermerkt der Chronist 1888, dass «die Trommeln in Zukunft nur noch für den Kadetten- und Schuldienst verwendet werden dürfen. Da sie auch der Turnverein und die Rekruten benützt haben, sind Schäden entstanden.» Am 29. September 1894 findet der traditionelle Ausmarsch nach Hütten statt. Die Tambouren führen wie immer den Ausmarsch an und, man stelle sich das heute vor, erhält jeder Kadett «nach dem Schiessen Wurst, Brot und zwei Deziliter Rotwein». 1917 wird den «von Coiffeur Funk ausgebildeten Tambouren eine Pfeifergruppe angegliedert». 1945 «tragen die Tambouren anlässlich der Einweihung des umgebauten Engel-Saals einige Stücke vor, zudem wirken sie an der Bundesfeier mit».
Nachdem nun zur Genüge in den Annalen geblättert wurde, ist es an der Zeit, sich der Neuzeit zuzuwenden.

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